Rektorat hintergeht Studierende und Lehrende: Aufnahmetests statt Self Assessment-Tests im neuen Lehramtsstudium
Wir sind entrüstet: das Rektorat der Uni Wien hat vor Kurzem
zugegeben, baldestmöglich Aufnahmetests im gesamten Lehramt einführen zu
wollen.
Das ist nichts anderes als ein Wortbruch gegenüber ÖH und
Lehrenden. Mit der letzten Gesetzesnovelle war zwar klar, dass jede Uni im
Lehramt neben der schon bestehenden STEOP ab Wintersemester 2014 Aufnahmeverfahren
durchführen muss. Doch die Unileitung hat seit Anfang 2013 zugesagt, dass diese
die Form von Online-Self Assassment-Tests haben wird. Das heißt: verpflichtende
Tests vor der Inskription, deren Beurteilung aber nicht verbindlich für die
Zulassung ist. Mit dieser Zusage im Hinterkopf arbeiteten seit Semesteranfang
auch wir an der Mathe-Fakultät an der Entwicklung eines neuen
Lehramtscurriculums (Bachelor/Master) mit. Dass ausgerechnet nach
Fertigstellung des ersten Curriculumsentwurfs (Mitte Dezember) herauskam, dass
in Wirklichkeit seit Frühling 2013 über Aufnahmetests nachgedacht wird, muss
beinahe als intrigant bezeichnet werden! Denn dem Rektorat war natürlich klar,
dass sowohl bei der ÖH (und den dazugehörenden Studien- und Fakultätsvertretungen)
als auch bei vielen Lehrenden Aufnahmetests auf Widerstand stoßen würden, wenn
von Anfang an Klartext gesprochen worden wäre. Im Lichte von Aufnahmetests im
Lehramt hätte z.B. der Rote Vektor – wenn überhaupt – nie so kritikarm am neuen
Curriculum fürs Unterrichtsfach Mathematik mitgearbeitet.
Wir stehen jeglicher Fremdselektion skeptisch bis ablehnend
gegenüber. Insbesondere kann es keinen zuverlässigen Test geben, der z.B.
direkt nach der Matura-Absolvierung aussagt, ob jemand „geeignet“ für ein
Lehramtsstudium oder etwa für Mathematik ist, bzw. wie es um die
„Studierfähigkeit“ bestellt ist. Nicht nur die Erfahrung und einfache
Überlegungen, sondern auch Erhebungen an unserer Fakultät haben gezeigt, dass
der Studienbeginn keine zuverlässigen Aussagen über Leistungen in höheren
Semestern zulässt. Und ob jemand den Lehrer*in-Beruf gut ausüben kann, das ist
damit sowieso noch nicht klar. Darüber hinaus stellt bereits die Matura jene
Hürde dar, die Menschen zur sog. „Studierfähigkeit“ verhelfen soll –
Aufnahmetests führen diese Hürde ad absurdum. Soll man schon ein „fertiger
Mensch“ sein, _bevor_ man ein Studium beginnt? Und wer ist überhaupt dazu
imstande, aus Testergebnissen auf die Eignung für ein Lehramtsstudium zu
schließen? Wie sieht die optimale Persönlichkeit für ein Lehramtsstudium aus?
Gibt es die überhaupt? Lässt sich das überhaupt objektiv, transparent und
gerecht beurteilen?
Auch wenn in einigen Unterrichtsfächern die ersten
Teilcurricula bereits so gut wie fertig sind: Widerstand gibt es nun natürlich
trotzdem, auch von uns. Maßnahmen werden bereits geplant. Mehr Infos gibt es in
der kommenden Woche.
Hier auch ein Link zur *Stellungnahme der ÖH Uni Wien*.
Eure Bagru
<=Roter Vektor=
Tolle begründete Stellungnahme (die vom BIPOL ist mir zu argumente-arm)
AntwortenLöschen